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1. Theil 2 - S. 12

1880 - Stuttgart : Heitz
12 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Deutsche. diesen Gottheiten herrschte auch der Glaube an niedere Geister oder Wesen, welche die Natur belebten. Da bildete sich die Phantasie in dem einsamen, rauschenden Walde die Waldweiber; in der Lust die zarten, leichten Elfen; im Strom und Wasser die Nixen, und in der Tiefe der Berge die Kobolde und Zwerge. Diese Namen sind noch lange nach der Annahme des Christenthums im Volke lebendig geblieben, und hin und her kommt wohl solcher Aberglaube auch heut noch vor. Den Ort, wo nach dem Tode die Tapfern hinkamen, nannten sie Walhalla und schmückten die Vorstellung davon recht kriegerisch aus. 54. Muhamed und seine Religion, 622. In der großen asiatischen Halbinsel, die Arabien heißt und deren Einwohner theils von ihren Viehheerden, theils vom Handel leben, wurde, etwa 570, Muhamed (richtiger Mohammed) geboren. Sein Vater hieß Abdallah, seine Mutier Emina oder Amöna, sein Geburtsort Mekka. Der Vater starb schon, als der Kleine erst zwei Monate alt war, und hinterließ nichts als fünf Kameele und eine alte Sklavin. Im sechsten Jahre nahm ihn sein alter Großvater Abu el Motalleb, und im neunten sein Oheim Abu-Taleb zu sich; beide hielten ihn zur Thätigkeit an und letzterer nahm ihn mit auf seine Handelsreisen, die er in die Gegend von Damascus zu unternehmen pflegte. Als der Knabe heran wuchs, zog er die Augen Aller durch seine kräftige Gestalt, durch sein edles Gesicht und durch das Feuer, das aus seinen schwarzen Augen strahlte, auf sich. Wenn er mit festem Schritte einherging und den stolzen Nacken zurückwarf, ahnete jeder in ihm den künftigen Herrscher, und öffnete er seinen Mund, den zwei Reihen herrlicher Zähne zierten, so riß er durch seine feurige Beredsamkeit Alles hin. Mehrere Jahre führte er mit großer Thätigkeit und Treue die Handelsgeschäfte einer alten reichen Wittwe, der Chadidfcha, die ihm endlich aus Dankbarkeit ihre Hand gab und ihn dadurch zu einem reichen Kaufmanne machte. In ihren Geschäften hatte er oft weite Reisen gemacht, mit Karavanen ferne Länder durchzogen und die Menschen und ihre Sitten aufmerksam beobachtet. Auch die Lehrsätze der mosaischen und christlichen selbstverständlich. Dinstag, der Tag des Thus oder Tyr; Donnerstag ist Thonarö-tag und Freitag Freiatag. Mittwoch hieß früher Wodanötag.

2. Theil 2 - S. 27

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 27 jede eine unabhängige Volksgemeinschaft, und für Angriff und Vertheidigung nach Außen mit den andern verbündet war. Hier hatten sich die ursprünglichen Zustände des deutschen Volkes fast unverändert erhalten. Eine volksthümliche Verfassung mit Wahlfürften, ein uralter Adel, das nationale Heiligthum mit seiner Sage und Poesie bestand noch in voller Blüthe, als der fränkische König das Volk im Frühling 772 von Süden her angriff. Mit einem gewaltigen, wohlgerüsteten und krieggeübten Heere war es ihm leicht, einen großen Theil des Berglandes an der Weser zu erobern, darauf auch die Eresburg, einen heiligen und mit Mauern und Wällen befriedeten Göttersitz. (Der Kriegsgott, der bei den deutschen Stämmen Zio, aber auch Ir oder Er hieß, wurde hier verehrt.) — Nicht weit davon lag gleichfalls an umfriedetem, befestigtem Orte ein anderes Nationalheiligthum, die Irmins ul (die große Säule), die mit der größten Ehrfurcht und heiliger Scheu von dem Volke angesehen ward; wahrscheinlich ein gewaltiger im Freien ausgerichteter Baumstamm, dabei auch wohl ein Hain, dem Jrmin, welcher dem Kriegsgotte gleichbedeutend war, geheiligt. In Eresburg wurde an der Stelle des heidnischen Heiligthums eine christliche Kirche dem Apostel Petrus, dem Lieblingsheiligen der Zeit, gewidmet, hier und an anderen Orten Priester zurückgelassen, welche als Missionäre wirken sollten. Aber es fehlte viel, daß ein einziger Feldzug Hingereicht hätte, um den Freiheilssinn der Sachsen zu brechen. Sobald Karl den Rücken wendete, brachen sie den ihnen aufgezwungenen Frieden, namentlich von Widukind, dem Feldherrn der Westfalen, aufgereizt, bis endlich die großen von den Franken im Jahre 783 bei Detmold und an der Hase erfochtenen Siege, so wie die unaufhörlichen Verwüstungen des Landes, welche durch ständige fränkische Besatzungen möglich geworden waren, viele der Edelsten, darunter auch Widukind bestimmten, sich zu unterwerfen und taufen zu lassen. An Widukind ward die Taufe t85 zu Attiguy vollzogen. *) Jetzt wurden unter Zustimmung sächsischer Abgeordneten die Zustände des Landes geordnet; nämlich Grasen für bestimmte Landes-abtheilungen ernannt, welche im Namen des Königs zu Gericht saßen; eine Anzahl Bisthümer errichtet: Osnabrück, Münster, *) Seine Gebeine werden in einem Kasten in der Kirche von Enger, Regierungsbezirk Minden, aufbewahrt.

3. Theil 2 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Sitten. Gerichtswesen. 11 Der König war der Lehnsherr und der Besitzer sein Vasall oder Lehnsträger. Man nennt diese Einrichtung die Lehns-verfassung, oder das Feudalsystem. Es wird weiter unten (Abschnitt 59) noch davon die Rede sein. War ein Franke oder ein anderer Deutscher von dem andern getödtet worden, so ruhte der Sohn oder sonst der nächste Verwandte des Ermordeten nicht eher, bis er sich gerächt, oder bis der Schuldige ihn entschädigt hatte. Auch bei kleineren Beleidigungen oder Verletzungen war Selbsthülse, wie bei den Tödtuugeu, Jedem vergönnt; um aber diese Privatrache nicht für das allgemeine Beste schädlich werden zu lassen, war für die meisten Verbrechen eine bestimmte Buße, gleichsam eine Entschädigung ausgesetzt. Man nannte sie das Wehrgeld, und es war die Selbsthülfe so lange gestattet, bis die Genugthuung gegeben war. Nur waren die Büßungen nicht gleich. Für den Mord eines Franken von vornehmer Geburt mußte der Mörder 600 Goldstücke bezahlen; für den eines Edelmanns aus der Provinz 300; für einen gemeinen Franken 200, und für einen gemeinen Römer 50—100 Stücke. Auch die Frauen halten ihr Wehrgeld, z. B. bei den Alemannen 320 Goldstücke, bei den Franken bis 500; bei andern Stämmen wurde es dem des Mannes gleichgeschätzt. Wer das Wehrgeld nicht zahlen konnte, mußte es abdienen. Die Religion unserer Vorfahren war zwar ein Heidenthum, doch machten sie sich von ihrer Gottheit kerne Bilder, sondern kamen in heiligen Hainen, am liebsten unter Eichen, zusammen, um dort das über ihnen waltende Wesen zu verehren.*) Die Namen der vornehmsten Götter sind: Wnotan oder Wodan (Odhin), der Himmelsgott, welcher die Lust- und Wettererscheinungen lenkt, der Gott der Weisheit oder auch des Sieges; Thonar oder Thor, der Gott des Donners und Blitzes, und Zin oder Tyr (auch Thus), ein Gott des Krieges. Als weibliche Gottheiten galten: Freia oder Franwa, ein Vorbild eines reinen, liebevollen Sinnes der Frauen, und Hertha (Nerthus), wahrscheinlich — die Erde. Auch Sonne und Mond wurden von den Deutschen verehrt.**) Nächst *) In der nordischen, mit der deutschen verwandten Göttersage wird Odhin, wahrscheinlich jedoch bereits unter dem Einfluß christlicher Ideen, auch Allvater genannt, als der höchste Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und über alle Dinge waltet. **) Wir haben eine Erinnerung an jene Götternamcn noch in der Benennung unserer Wochentage übrig. Sonntag, Montag, Mittwoch, Sonnabend sind von

4. Theil 1 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
36 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. 10. Perseus. Herakles. Die griechischen Dichter haben uns aus der frühesten Zeit des griechischen Volks eine Menge solcher Sagen, wie das eben Erzählte, aufbewahrt, die zwar von großem Interesse sind, aber mehr in die Mythologie der Griechen gehören, daher hier nur kurz berührt werden können. Dahin rechnen wir die Thaten des Perseus und des Herakles [Herkules].*) Lyukeus und Hypermnestra in Argos hatten einen Enkel, Akrisios, und dieser eine Tochter, Danae. Da dem Akrisios geweissagt war, daß er von der Hand seines Enkels sterben werde, so schloß er die Danae in einen ehernen Thurm ein, damit sie nicht heirathen solle. Aber der schlaue Zeus überlistete ihn doch. Ihn . dauerte das arme Mädchen; er verwandelte sich in einen goldenen Regen, fiel durch die Fenster in den Kerker und wurde von Danae begierig aufgefangen. Plötzlich aber erkannte sie den Gott, wurde von ihm gerettet und zuletzt ward sie seine Frau. Der goldene Regen scheint wohl anzudeuten, sie sei durch Bestechung der Wächter befreit worden. Als von ihr ein Knabe, Perseus, geboren wurde, ließ der erzürnte Akrisios, wüthend über das Mißlingen seiner Vorsicht, Mutter und Sohn in einen Kahn legen und dem Spiele der Meereswellen übergeben. Aber das Fahrzeug wurde glücklich an eine Insel des Archipels (Seri-phos) getrieben. Perseus verrichtete, nachdem er kräftig herangewachsen war, große Heldenthaten. Die berühmtesten darunter sind die Ermordung der Gorgone Medusa, deren Anblick versteinerte, und die Befreiung der an einen Felsen geschmiedeten Andromeda. Nachdem er zu dem nun versöhnten Großvater zurückgekehrt war, wurde die Weissagung wider Erwarten erfüllt. Die Jünglinge übten sich einst vor dem Könige im Diskoswerfen, **) Perseus unter ihnen. Aber unglücklicherweise traf er mit der schweren Scheibe die Stirn des theuern Großvaters, der alsbald *) S. Nöffelt's Lehrbuch der Mythologie für höhere Töchterschulen t6. Auflage, Leipzig, Ernst Fleischer, 1874), wo Alles, was hier nur angedeutet werden konnte, umständlicher ausgeführt worden ist. **) Der Diskos war eine runde Scheibe von Metall oder Stein, in deren Mitte ein Loch, durch welches ein Riemen gezogen wurde. Mit diesem schleuderte man die Scheibe, die, nachdem sie auf die Erde gefallen war, noch weit fortrollte. Wer am weitesten traf, war Sieger.

5. Theil 1 - S. 39

1880 - Stuttgart : Heitz
Theseus. 39 Schaden that. Keiner getraute sich in die Gegend. Da machte sich Theseus auf, fing das Unthier ein und führte es vor den Augen des erstaunten Volks durch die Straßen von Athen. Bei der Gelegenheit äußerte sich ein schöner Zug anspruchsloser weiblicher Wohlthätigkeit. Als Theseus gegen den Stier ausgezogen war, trieben ihn Hitze und Hunger in eine kleine Hütte, in welcher eine arme, alte Frau, Hekale, allein wohnte. „Hast du nichts zu essen, Mütterchen?" fragte Theseus. „Ach, nichts!" antwortete sie, „als einige Kräuter; sind sie dir nicht zu schlecht, so will ich sie dir herzensgern bereiten." Und hurtig las sie dieselben aus und bereitete einen Salat, mit dem sie den Schmachtenden labte. Mit Freude in den Augen sah sie, wie es ihm schmeckte, und heiße Gebete schickte sie zum Himmel sür seine glückliche Wiederkehr. Das Eine mußte er ihr versprechen, auf der Rückkehr wieder einzusprechen, damit sie seiner Rettung gewiß würde. Aber als er heimzog, sand er die freundliche Alte nicht mehr am Leben; entseelt lag sie da; die Götter hatten sie gleich nach ihrer guten That zu sich genommen. Aber Theseus vergaß die gute Alte nicht und stiftete zu ihrem Andenken ein jährliches Fest. Athen war damals in einer drückenden Abhängigkeit von der Insel Kreta (jetzt Candia). Aegeus hatte des Königs von Kreta, Minos, Sohn getödtet und dafür sich der herben Bedingung unterwerfen müssen, alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Mädchen nach der Insel zu schicken. Die Unglücklichen wurden dort in das Labyrinth voll Jrrgänge gesperrt und von dem hier hausenden Unholde, dem Minotaur, der halb Mensch und halb Stier war, aufgefressen. Eben jetzt sollte wieder eine solche Sendung, die dritte, dahin abgehen. Schon war das Loos geworfen, und die Straßen Athens füllten sich mit dem lauten Jammer der Mütter, die ihre Kinder hingeben sollten. Da ergriff Mitleid mit dem Schicksale der Jammernden und Unwille über die Schmach seines Vaterlandes zugleich des Theseus edles Herz. Er verlangte mitzureisen, um einen Kampf mit dem Ungeheuer zu bestehen. Ungern bewilligte es der Vater; denn Theseus war sein einziger Sohn. „Aengstige dich nicht, Vater!" sprach Theseus, „kehre ich glücklich wieder, wie ich hoffe, so soll ans weiter Ferne ein weißes Segel dir meine Rettung verkünden; falle ich aber — nun so erwarte das Schiff mit nichts Andern, als einem schwarzen Segel." So fuhr er fort, landete glücklich in Kreta, wurde mit den Uebrigen vor den König Minos gebracht und sollte eben schon in das Laby-

6. Theil 1 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
I—" Theseus. 41 Gottes. Schnell sprang er vom Lager auf. Die Bedenklichkeit, Ariadne, die treue, zu verlassen, beschwichtigte er bald, weckte seine Gefährten, bestieg das Schiff, und als die Sonne über die Wogen des Meeres sich erhob und Ariadne weckte, war er schon so weit entfernt, daß sie nur noch in weiter Ferne das Segel gewahrte. Da stürzte sie sich — so erzähle« Einige — in unaussprechlicher Angst den Felsen hinab in die schäumenden Flutheu und sand hier das gesuchte Grab. Mitleidigere Dichter aber erzählen, Bacchus habe sich der Verlassenen angenommen, sie getröstet und in den Himmel gehoben, wo sie noch als Sternbild in heiteren Nächten glänzt. Theseus schiffte indessen der vaterländischen Küste zu; die Treulosigkeit gegen Ariadne blieb aber nicht ungestraft. In Delos, einer andern Insel des Archipels, brachte er dem Apollo ein Dankopfer; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun, daß er seinen Vater erst ängstigen und dann um so erfreulicher überraschen wollte — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines Gemüths das verabredete Triumphzeichen, das weiße Segel, aufzuziehen vergessen — kurz, er näherte sich mit schwarzem Segel, dem Zeichen der Trauer, der Küste. Lange schon harrte daheim der bekümmerte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des Gestades stand er und schaute weit hin über das Meer. Da kam es dunkel herauf, immer näher — endlich erkannte er deutlich das Schiff mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelte Greis, „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude meines Lebens dahin!" Unendlicher Jammer überwältigte in ihm jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung seiner Leiden zu finden. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in das Meer, das von ihm nun den Namen des ägäischen erhielt. Theseus ahuete von dem Unglück nichts. Fröhlich lies er in den Hasen ein, um in die Arme des Vaters zu eilen. Wer beschreibt seinen Schmerz, als ihm die Bürger wehmüthig den Tod des Vaters hinterbrachten! Mit lauten Klagen erfüllte er den Palast, und um so heftiger mochte der Schmerz sein, da er sich selbst als Ursache des ganzen Unglücks anklagen mußte. Die Bürger aber feierten ein Fest der glücklichen Wiederkehr, und fast 1000 Jahre lang verwahrte man das Schiff des Theseus. - Dieser wurde nun König von Athen. Von seinen Thaten wird noch Manches erzählt.*) Sein Freund war Peirithoos, *) S. Mythologie S. 243.

7. Theil 1 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Argonautenzug. 45 Erde verschlingen? Ich habe meinen Vater erschlagen und meine Mutter zur Frau genommen! Wehe mir!" — Da stach er sich selbst die Augen aus, um das verhaßte Tageslicht nicht mehr zu schauen; seine Mutter aber gab sich selbst den Tod. Dann verließ er Theben, um in der Einsamkeit seinem Schmerze nachzuhängen, und lebte noch lange Jahre in einem den Furien geweihten Haine in Attika. Alles hatte ihn verlassen; nur seine treue Tochter Antigone pflegte seiner mit zärtlicher Liebe und leitete mit sanfter Hand seine Schritte bis in sein hohes Alter. 13. Argonaulenzug. Ganz Griechenland bestand, wie wir gesehen haben, aus kleinen Reichen, die von Königen regiert wurden. Aber es war kein rechter Zusammenhang unter ihnen, weil weder eine gemeinschaftliche Eroberung, noch eine gemeinsame Gefahr die Vereinigung ihrer Kräfte nöthig machte. Zwar bestand unter ihnen seit uralten Zeiten der Amphiktyonenbnnd; zu welchem 12 Staaten gehörten, deren Abgeordnete abwechselnd in Delphi und in Thermopylä zusammenkamen; aber eine innige Verbindung zu einem Ganzen war das nicht; denn der Zweck des Bundes war nur Aufrechthaltung folgender Bestimmungen: keine dieser Städte von Grund aus zu vertilgen, keiner das Trinkwasser abzuschneiden, und das Heiligthum des Apollo in Delphi zu beschützen. Die erste bedeutende gemeinsame Unternehmung ist der berühmte Argonautenzug. Jn Jolkos, einer Stadt in Thessalien, lebte Pelias, ein treuloser Vormund, der seinem Mündel, Jason, dem Sohne des Königs Aeson, den Thron vorenthielt. Endlich da Jason, ein unternehmender Jüngling, dringender wurde, sagte er ihm: „Du sollst den Thron haben, aber erst zeige dich durch eine tapfere That seiner würdig. Ziehe nach Kolchis! Da wird das goldene Vließ des Phrixos aufbewahrt; das hole! Dann sollst du mir willkommen sein." — Jason ließ sich bereden und rüstete sich zum Zuge, nicht merkend, daß der Vormund ihn nur ins sichere Verderben zu schicken meinte. Mit dem goldenen Vließe hatte es aber folgende Bewandtniß. Ein griechischer Königssohn, Phrixos, mußte, weil ihn seine Stiefmutter (Ino) verfolgte, aus dem Vaterlande flüchten. Zur Flucht hatte er einen großen Widder fonderbarer Art erhalten. Es war ein Thier mit goldener Wolle; es hatte Verstand, konnte

8. Theil 1 - S. 46

1880 - Stuttgart : Heitz
46 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. sprechen, und, wie die unsterblichen Götter, durch die Lüfte und das Wasser wandeln. Dieses Thier bestiegen Phrixos und seine Schwester Helle. Als er aber mit ihnen durch die Meerenge, die Asien von Europa trennt und jetzt die Dardanellenstraße heißt, schwamm, fiel Helle herunter und ertrank. Davon wurde die Meerenge Hellespont oder das Meer der Helle genannt. Phrixos aber ritt weiter bis nach Kolchis, einer Stadt am östlichen Gestade des schwarzen Meeres. Der Widder befahl hier seinem Reiter, ihn den Göttern zu opfern und sein goldenes Fell (oder Vließ) in einem heiligen Haine aufzuhängen; und als sein Fleisch verbrannte schwang sich sein unsterblicher Geist zu den Sternen empor, unter denen der Widder noch als Sternbild zu sehen ist. So kam das goldene Vließ in die Hände des Königs Aeetes von Kolchis. Das sollte nun Jason holen. Er rief die griechischen Helden und Göttersöhne auf, die den Zug mitzumachen Lust hatten. Unter ihnen sind mehrere berühmte Namen, z. B. Herakles (der aber unterwegs abging), Theseus, Kastor und Pollux (ein Zwillingspaar, welches man auch die Dioskuren nennt), Peirithoos, Orpheus u. A. mehr. Ueber-haupt sollen an 50 gewesen sein. Sie erbauten dann ein langes Schiff, größer als irgend ein anderes vorher, welches sie Argo nannten (daher der Name Argonauten, d. i. Schiffer der Argo), und fuhren von Jolkos ab, aber immer nahe am Ufer hin; denn da man damals noch keinen Compaß hatte, und die Schiffahrt überhaupt in ihrer Kindheit war, so durfte man sich nicht in die offene See hinein wagen. Nach manchen Abenteuern*) kamen sie ins schwarze Meer und landeten endlich in Kolchis. Sie waren entschlossen, wenn Aeetes ihnen das Fell verweigerte, Gewalt zu gebrauchen. Erst aber versuchten sie den Weg der Güte. Jason trat vor den König und brachte seine Bitte vor. So wenig auch Aeetes Willens war, ihnen das kostbare Fell, an dessen Erhaltung obendrein sein Leben nach einem Orakelspruch geknüpft war, verabfolgen zu lassen, so fürchtete er doch, sie zu erzürnen; er ersann eine List, und sprach: „Recht gern will ich dir das Vließ geben; nur einige Bedingungen mußt du erfüllen." — „Und die sind?" — „Es sind ihrer drei. Es Hansen hier zwei stammenspeiende wilde Stiere mit ehernen Hörnern und Klauen; diese spanne an einen diamantenen Pflug und pflüge damit den Acker dort, der *) S. Mythologie S. 263.

9. Theil 1 - S. 50

1880 - Stuttgart : Heitz
50 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. unter solchen Staaten, die einander nahe liegen, so leicht geschieht, und es bedurfte nur einer bestimmten Veranlassung, um den Funken des Hasses zum Kriegsfeuer anzublasen. Diese Veranlassung sand sich bald. Priamos hatte 50 blühende Söhne. Einer von ihnen, Paris, wurde einst von seinem Vater hinüber nach Griechenland zum König Menelaos von Sparta im Peloponnes geschickt. Menelaos hatte ein Weib, Helena, die als die Schönste in ganz Griechenland geschildert wird. Diese beschwatzte er, und während Menelaos abwesend war, flohen Beide aufs Schiff und eilten nach Troja; ja Paris nahm gar noch viele Schätze des Menelaos mit sich fort. Menelaos knirschte vor Wuth. Hatte er auch an der treulosen Helena im Grunde nicht viel verloren, so schmerzte ihn doch tief die Schande, die ihn traf. Er eilte nach Mykene, auch im Peloponnes, wo fein Bruder Agamemnon König war, klagte ihm seine Schmach und erhielt das Versprechen, ihm beizustehen bei seiner an den Trojanern zu nehmenden glühenden Rache. Nun wurden alle Fürsten Griechenlands aufgefordert, sich an der Unternehmung zu betheiligen, und, längst schon gegen die Trojaner aufgebracht, erklärten sie, des Menelaos Schmach als eine dem griechischen Volke zugefügte zu betrachten. Da erhoben sich die Fürsten mit ihren Kriegern aus allen Theilen Griechenlands; selbst von den anliegenden Inseln eilten sie herbei, und Aulis, ein Hafen in Böotien, Euböa gegenüber, wurde zum Sammelplatz bestimmt. Bald waren sie beisammen und 1200 Schiffe bereit, das treffliche kampflustige Heer überzusetzen. Die vornehmsten Fürsten, die am Kriege Theil nahmen, waren, außer Menelaos und Agamemnon, Odysseus oder Ulysses, König von Jthaka, einer Insel im ionischen Meere (jetzt Theaki) ein Mann von ausnehmender List; Achilles aus Thessalien, einer der Tapfersten und Stärksten; der tapfere Diomed, die beiden Ajax, der alte Nestor und viele Andere. Als man nun davon sprach, wer der Führer des ganzen Heeres sein sollte, wurde Agamemnon einstimmig dazu erwählt, und nun hätte die Fahrt gleich vor sich gehen können; aber noch immer wollte kein günstiger Wind die Segel schwellen. Da befragte man wegen der Ursache den Priester und Seher Kalchas. „Ihr müßt," antwortete dieser, „Agamemnons Tochter Jphigenia opfern, wenn ihr guten Wind haben wollt; so wollen es die Götter." — Alle erschraken, am meisten des Mädchens Vater. Aber was war zu thun? Die Götter blieben unerbittlich, das

10. Theil 1 - S. 85

1880 - Stuttgart : Heitz
Orakel in Delphi. 85 18. Orakel in Delphi. — Olympische Spiele. Mitten im eigentlichen Griechenland, am Fuße des Berges Parnaß, in einer wild schauerlichen Gegend, rings von hohen Bergen eingeschlossen, war eine tiefe Schlucht, aus deren Felsenritzen fortwährend ein erstickender Schwefeldampf emporstieg. Ein Hirt, der in diesen Bergen seine Ziegen weidete, hatte vor langen Zeiten diesen Schwefelpfuhl zufällig entdeckt, und da er wahrnahm, daß die Ziegen, die sich dem Rande des Schlundes näherten, con-, vulfivische Sprünge machten, so ging er selbst hinzu, wurde auch wie betäubt, und nun glaubten er und Alle, die auch hingingen, oder denen er davon erzählte, daß das von einem Gotte herrühre, der die sich Nahenden begeistere. Man baute nun einen Tempel über den Schlund und weihte ihn dem Apollon. Nach und nach bauten die Leute, die mit dem Tempel zu thun hatten, sich Häuser herum, und so entstand eine Stadt, die Delphi hieß. Bei den Priestern dieses Heiligthums holten sich die Griechen und andere Völker — denn überall stand es in hoher Achtung — Rath und Trost, und sowohl Privatpersonen als die Abgesandten der Staaten und der Könige wallsahrteten hierhin. Schon von fern wurden die Besuchenden von heiliger Ehrfurcht erfüllt. Ringsum auf den Rücken der umgebenden Berge glänzten die Zinnen der heiligen Gebäude und die goldenen, silbernen und marmornen Bildsäulen, die von der Dankbarkeit der Fragenden hier in Menge aufgestellt waren. Kam man näher und stieg in den Kessel der Berge hinunter, w» der eigentliche Tempel lag, so trat man in den heiligen Hain ein und wurde von dem düstern Schalten der Lorbeerbäume und Oel-bänme umfangen. Man hörte eine wilde, rauschende Musik, und köstlicher Weihrauch duftete entgegen. Ehe die Fragenden zugelassen wurden, mußten sie sich durch Opfer, Fasten und Bäder vorbereiten und vor Allem die unerläßlichen Geschenke für den Apollo abliefern. Oft mußten diese Opfer mehrmals wiederholt werden, damit die Priester Zeit gewannen, die Fremden auszuforschen. Endlich hieß es, der Gott erlaube, daß sie einträten. In feierlicher Processton, mit rauschender Musik und Lorbeerzweigen bekränzt, wurden sie in das Innere des Tempels geführt, und eine besondere Kapelle ihnen angewiesen. Die Fragen aber mußten auf Täfelchen geschrieben sein, welche die Priester in das Allerheiligste, wo der Dampf emporwallte, trugen und der Pythia, so hieß die Priesterin, übergaben.
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